Aktuelle Folge

Wir werden bis zum 14.08.2022 monatlich eine neue Folge veröffentlichen, dann endet unsere erste Staffel. Unsere aktuelle Folge könnt ihr euch bequem hier anhören:

Im Herbst wird dann Staffel 2 folgen – und die ist etwas anders. Lasst euch überraschen!

Viel Spaß und wir hören uns!

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In eigener Sache

Eigentlich wollten wir bereits im November soweit sein. Aber wie ihr bemerken musstet, hat es leider nicht funktioniert, unsere zweite Staffel mit der atemberaubenden Geschichte der Giftmörderin Gesche Brockmann termingerecht fertig zu stellen. Wir arbeiten aber nach wie vor daran und wenn alles glatt läuft, sollten um Ostern herum endlich, endlich neue Folgen kommen. Bleibt uns gewogen – es lohnt sich! Ein tolles, engagiertes Team von Studierenden unter der Leitung von Christines Mitarbeiterin Sophie Große war nämlich fleißig …

Und so sind einige andere und zum Teil wirklich irre Fälle dazu gekommen.

Außer der Geschichte der Gesche Brockmann hat Sophies Team mit meiner Hilfe noch einen waschechten Entführungsfall mit internationaler Reichweite aufgearbeitet, der sich noch in der Korrektur-Phase befindet. Ein echter Knaller: Familiendrama, Entführungsfall und diplomatisches Problem – diese Story hat wirklich was zu bieten!

Aber auch Christine und ich sind untätig. Es gibt so viele spannende und unglaubliche Fälle, dass wir zuerst gar nicht so recht wussten, wo wir weiter machen sollten. Doch da gab es eine daumendicke, staubige Akte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Und so wird es im Laufe des Jahres eine echte Verbrecherinnen-Biografie aus dem 19. Jahrhundert geben, die uns ganz tief in eine tragische Existenz an den Rändern der ländlichen Gesellschaft führt.

Lasst euch überraschen!

Euer Lukas Aufgebauer

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Wir waren im Radio!

Pünktlich zum Start unserer dritten Folge klopfte das Radio bei uns an! Zu unserer großen Überraschung und Freude gibt es sogar bei den Profis des Oldenburger Lokalsenders Oeins Fans unseres Podcasts – und so saßen Christine und ich eines sehr regnerischen Morgens (auf dem Foto sind meine Haare noch klitschnass) recht früh im Studio in der Bleicherstraße.

Zugegeben, das Gespräch mit Vera Fehrenkamp war leider viel zu schnell vorbei, aber es machte Spaß und war schon eine ganz coole Erfahrung, endlich einmal in einem echten Radiostudio zu sitzen.

Hier geht’s zum Gespräch! (6:25 Min.)

Überhaupt lohnt es sich, den Sender zu hören, denn anders als die typischen Flachdudel-Beste-Hits-Müllhalden macht Oeins ein richtig gutes, vielseitiges Programm – hört unbedingt öfter mal rein unter https://oeins.de/radio/live-stream/!
Unser kleiner Beitrag lief dann am 14.03. drei Mal und kann von euch exklusiv hier nachgehört werden. Viel Spaß – hatten wir ja trotz Regen auch!

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Was geschah mit Herm Henrich Junior?

Da seufze ich am Schluss noch unzufrieden, dass sich Herm Henrichs Spuren verlören … und schon bekommen wir eine Nachricht, die uns erfreulich genau über die weiteren Schicksale der Beteiligten aufklärt. Mechtild Schröer kann genau erklären, was im Weiteren mit den Feders und Freudenbergs passiert ist:

Herm Freudenberg ist am 07. November 1779 als uneheliches Kind der Margaretha Maria Feder geboren. Diese ist im November 1747 geboren (sie war also bei der Geburt ihres Sohnes schon 32 Jahre alt) und starb am 05. März 1833 in Goldenstedt. Margaretha Feder heiratete 1790 Anton Petershagen, einen Witwer mit sechs kleinen Kindern. Das, was für sie noch „übrig“ war. Ihr Vater, der Untervogt Feder, starb bereits am 16. August 1800 in Goldenstedt.

Der Vater des Kindes, Herman Henrich Freudenberg, ist geboren um 1753 und verstarb am 02. August 1804 in Ellenstedt. Er hat am 03. Mai 1780 Margaretha Elisabeth Freudenberg geheiratet. Er war bei der Geburt seines Sohnes also etwa 27 Jahre alt.

Herm Henrich Freudenberg heiratete am 07. Januar 1812 in Goldenstedt Anna Maria Elisabeth Hake und bekam mit ihr 5 Kinder, von denen ein Sohn nach Amerika auswanderte. Verstorben ist er mit nur 51 Jahren als Katholik und Neubauer in Ellenstedt am 28. August 1831 an „Hitzig Fieber“.

Sein Vater, Herman Henrich, war ja mit Margaretha Elisabeth Freudenberg verheiratet. Sie scheint auch eine geborene Freudenberg zu sein. Es war zu der Zeit durchaus üblich, dass die Braut aus der weiteren Familie kam und mit Dispens der Kirche den Cousin 3. Grades heiraten durfte. Oder, was auch sein könnte: Sie kam vom Hof Freudenberg und Herman Henrich war ein geborener Unbekannter und nannte sich nun nach dem Hof, auf den er einheiratete, Freudenberg. Die beiden bekamen keine eigenen Kinder. Ob Margaretha Elisabeth das schon bei der Hochzeit wusste?

Meine Theorie: Ihr Stiefsohn Herm Henrich war also das einzige Kind der Familie. Kinder waren wichtig, damit sich die Eltern auch im Alter versorgt sahen. Und sehr wahrscheinlich liebte sie auch ihr „einziges Kind“.

Außerdem möchte ich in diesem Zusammenhang noch den Roman von Bernd Kessens „… und an den Füßen eine goldene Uhr“ erwähnen, der genau das Thema Katholisch – Evangelisch in Goldenstedt aufgreift. Allein der Klappentext kling schon spannend:

Anno 1786
Das Unglaubliche in diesem katholisch-protestantischen Dorf am Rande des Goldenstedter Moores ist wahr geworden. Mit 18 Jahren entdeckt Ranzen Donnerkeil – mit seinen Eltern ins Moor verbannt – dass er zwei Väter hat. Eine goldene Uhr, bei der Taufe in sein Bett gefallen, ist der Schlüssel zu Auflösung des Geheimnisses der Vaterschaft.
In die Erzählung eingearbeitet ist aber auch der „Kalte Krieg“ zwischen den Konfessionen in diesem Dorf, die Rivalität zwischen dem katholischen Priester und dem evangelischen Küster.
Und Spielball aller – der Kirche, der Bauern, der Grundherren, der Leibeigenen, der Todesangstbruderschaft, der Vögte und Drosten – ist Ranzen Donnerkeil, entrechtet, verstoßen, allein.

Herzlichen Dank für diese ausführliche Ergänzung, Frau Schröer!

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Kleiner Blick auf eine Quelle: Die Taufe

Zu Folge 1: Die Entführung eines Knaben

Mit der Taufe tritt der Täufling in die Gemeinschaft der Gläubigen ein – egal, um welche der beiden größten christlichen Konfessionen es sich handelt. In unserem Fall wird der kleine Herm Henrich vom katholischen Pfarrer getauft, obwohl seine Familie mütterlicherseits evangelisch und sein evangelischer Großvater einer der Taufpaten ist. Ist er damit katholisch oder evangelisch? Nun, der Knabe wird ein Katholik. Dazu schauen wir uns einmal die Regelungen innerhalb des „Simultaneum mixtum“ an, die die Spende der Sakramente und kirchlichen Amtshandlungen betreffen:

„Sakramente und Amtshandlungen waren nach Herrschaft getrennt geregelt. Die Taufen, Wöchnerinneneinführungen und Trauungen der münsterischen Eingesessenen wurden vom katholischen Pfarrer zu Goldenstedt vorgenommen, die der lüneburgischen [hannoverschen] Eingesessenen von den Pfarrern der Diepholzer Kirchen Colnrade und Barnstorf. Dabei spielte es keine Rolle, ob es unter den münsterischen Eingesessenen lutherische oder unter den lüneburgischen [hannoverschen] katholische Einwohner gab. Die Beisetzungen wurden ausnahmslos vom Goldenstedter Pfarrer vorgenommen. Das Abendmahl nahmen die lutherischen Eingesessenen in Barnstorf und Colnrade ein.“ (Unger, Die Kontroverse, S. 151)

Herm Henrich wird also vom katholischen Pfarrer zum Katholiken getauft, obwohl seine lutherische Mutter aus Diepholz und damit aus dem Kurfürstentum Hannover stammt – was dann auch zum Auslöser der Eskalation werden soll.

Noch einmal ganz kurz zur damaligen politischen und konfessionellen Situation, damit die Bezeichnungen „münsterisch“ und „lüneburgisch“ deutlich wird: Die Grafschaft Diepholz war Teil des Kurfürstentums Hannover, das eigentlich offiziell Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg hieß. Es stand damit unter protestantischer Landesherrschaft. Das Niederstift Münster bildete den nördlichen Teil des Fürstbistums Münster, eines geistlichen Territoriums, das dementsprechend katholisch war. Goldenstedt selber lag auf dem Gebiet des Niederstifts, von den 15 Meyerhöfen des Kirchspiels waren jedoch 11 „lüneburgische“ Untertanen und damit protestantisch – und der Großvater des Täuflings war der für diese zuständige protestantische Verwaltungsbeamte, dessen Dienstvorgesetzte in Diepholz saßen.

Alles klar? (Wir lieben die Frühe Neuzeit!!)

Aber wie sieht nun solch ein Eintrag im Taufregister aus? Damit ihr euch selber ein Bild davon machen könnt, haben wir den Eintrag transkribiert, also in unsere heutige Schrift übertragen und mit der freundlichen Hilfe von Georg Müller, Dozent für Alte Geschichte an der Uni Vechta, übersetzt. Wer gerne das Original einmal ansehen möchte, kann dies hier tun. Der Eintrag befindet sich auf der rechten Seite ganz unten. Dort steht:

1. linke Spalte: Parentes (Eltern)
Herm Henrich Freudenberg Cathol. Margaret Maria Feder Luth. Soluti: quamquam praedictus locum Patris tenere nollet, eo quod partus per aliquot hebdomadas ultra tempus consuetum esset protractus.
Übersetzung: Herm Henrich Freudenberg, Cathol., Margaret Maria Feder, Luth., unverheiratet: [werden als Eltern eingetragen], obwohl der Vorgenannte die Stelle des Vaters nicht einnehmen wollte, dadurch dass die Geburt einige Wochen über den eigentlichen Zeitpunkt hinaus verzögert worden ist

2. mittlere Spalte: Proles (Nachkomme, Kind)
Herm Henrich in goldenstett Münst. eo quod Mater in Domo Mensi [?] pepererit, quae coeteroquin origine est Diepholz
Übersetzung: Herm Henrich [geboren in] Goldenstedt im Münsterschen, dadurch, dass die Mutter, die im Übrigen aus Diepholz stammt, im Hause von ## geboren hat

3. rechte Spalte Patrini (Taufpaten)
Johan Henrich Feder luther. [Vater der Kindsmutter], Anna Maria Uxor Witgen nata Freudenberg cathol. [Anna Maria, Frau von Witgen, geborene Freudenberg eine Verwandte des Kindsvaters]

Aus: Taufmatrikel der Gemeinde St. Gorgonius, Goldenstedt, Band 1 vom 01.01.1753-31.12.1800, S. 80 (in der Onlineversion Abbildung 45).

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