Da seufze ich am Schluss noch unzufrieden, dass sich Herm Henrichs Spuren verlören … und schon bekommen wir eine Nachricht, die uns erfreulich genau über die weiteren Schicksale der Beteiligten aufklärt. Mechtild Schröer kann genau erklären, was im Weiteren mit den Feders und Freudenbergs passiert ist:
Herm Freudenberg ist am 07. November 1779 als uneheliches Kind der Margaretha Maria Feder geboren. Diese ist im November 1747 geboren (sie war also bei der Geburt ihres Sohnes schon 32 Jahre alt) und starb am 05. März 1833 in Goldenstedt. Margaretha Feder heiratete 1790 Anton Petershagen, einen Witwer mit sechs kleinen Kindern. Das, was für sie noch „übrig“ war. Ihr Vater, der Untervogt Feder, starb bereits am 16. August 1800 in Goldenstedt.
Der Vater des Kindes, Herman Henrich Freudenberg, ist geboren um 1753 und verstarb am 02. August 1804 in Ellenstedt. Er hat am 03. Mai 1780 Margaretha Elisabeth Freudenberg geheiratet. Er war bei der Geburt seines Sohnes also etwa 27 Jahre alt.
Herm Henrich Freudenberg heiratete am 07. Januar 1812 in Goldenstedt Anna Maria Elisabeth Hake und bekam mit ihr 5 Kinder, von denen ein Sohn nach Amerika auswanderte. Verstorben ist er mit nur 51 Jahren als Katholik und Neubauer in Ellenstedt am 28. August 1831 an „Hitzig Fieber“.
Sein Vater, Herman Henrich, war ja mit Margaretha Elisabeth Freudenberg verheiratet. Sie scheint auch eine geborene Freudenberg zu sein. Es war zu der Zeit durchaus üblich, dass die Braut aus der weiteren Familie kam und mit Dispens der Kirche den Cousin 3. Grades heiraten durfte. Oder, was auch sein könnte: Sie kam vom Hof Freudenberg und Herman Henrich war ein geborener Unbekannter und nannte sich nun nach dem Hof, auf den er einheiratete, Freudenberg. Die beiden bekamen keine eigenen Kinder. Ob Margaretha Elisabeth das schon bei der Hochzeit wusste?
Meine Theorie: Ihr Stiefsohn Herm Henrich war also das einzige Kind der Familie. Kinder waren wichtig, damit sich die Eltern auch im Alter versorgt sahen. Und sehr wahrscheinlich liebte sie auch ihr „einziges Kind“.
Außerdem möchte ich in diesem Zusammenhang noch den Roman von Bernd Kessens „… und an den Füßen eine goldene Uhr“ erwähnen, der genau das Thema Katholisch – Evangelisch in Goldenstedt aufgreift. Allein der Klappentext kling schon spannend:
Anno 1786
Das Unglaubliche in diesem katholisch-protestantischen Dorf am Rande des Goldenstedter Moores ist wahr geworden. Mit 18 Jahren entdeckt Ranzen Donnerkeil – mit seinen Eltern ins Moor verbannt – dass er zwei Väter hat. Eine goldene Uhr, bei der Taufe in sein Bett gefallen, ist der Schlüssel zu Auflösung des Geheimnisses der Vaterschaft.
In die Erzählung eingearbeitet ist aber auch der „Kalte Krieg“ zwischen den Konfessionen in diesem Dorf, die Rivalität zwischen dem katholischen Priester und dem evangelischen Küster.
Und Spielball aller – der Kirche, der Bauern, der Grundherren, der Leibeigenen, der Todesangstbruderschaft, der Vögte und Drosten – ist Ranzen Donnerkeil, entrechtet, verstoßen, allein.
Herzlichen Dank für diese ausführliche Ergänzung, Frau Schröer!
Super infos, danke!